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Eulenspieler begeistern mit Ruhm

Beschwingt und voller Vorfreude begrüßten am 17.05. zwei MitspielerInnen der Eulenspieler, Pauline Schön und Leo Schärtl, das Publikum zu ihrem neuen Stück Ruhm. Sie überlegten: Es wäre ja schon cool, berühmt zu sein. Alles wäre doch bestimmt aufregender, interessanter. Man wäre reich! Oder doch nicht?  Die Theatergruppe der Unterstufe des Erasmus-Gymnasiums präsentierte ihr Ergebnis in Form eines modernen Märchens, das sich mit den Themen Mobbing, Freundschaft und Ruhm auseinandersetzt.

Schon nach wenigen Augenblicken tauchten wir ein in den Schulalltag der Protagonistin Charlotte (BaoLu Tang). Ihr gelang es meisterhaft, die schmerzhaften Erfahrungen eines Mobbingopfers zu verkörpern. Die Aspekte Lehrerliebling, kein Markenhandy und keine Markenklamotten wurden von dem gesamten Ensemble bewegend dargestellt und das Publikum auf eine Reise der Empathie mitgenommen. Die Szene gipfelt in einem an Charlotte gerichteten, heftigen „Verpiss dich!“

Völlig fertig sucht sie anschließend Zuflucht bei ihren Eltern Sonja und Jochen. Herausragend und überzeugend gespielt von Celine Schanderl und Peter Bodensteiner. Doch beide haben keine Zeit für ihre „Traumsuse“, sind beschäftigt mit Arbeit – gekonnt inszeniert als theatrale Maschine. Stattdessen wird Charlotte mit anderen wichtigeren Aufgaben beauftragt: Zimmer aufräumen und Einkaufen gehen. Und erst dann darf sie Gitarre spielen. Unwissend, dass Charlotte in ihrer Musik Trost, Hoffnung und neue Kraft findet.

Nur eine hat Verständnis: Ihre warmherzige und coole Oma (mitfühlend gespielt von Emily Cole). Der Opa, der, nach Omas Ansicht, nur faul auf der Couch rumliegt, wurde von Leo Schärtl gekonnt verkörpert. Die folgende Szene hat das ganze Publikum förmlich in den Bann gezogen: Charlotte träumt davon, einfach dazuzugehören, nicht nur dabei zu sein, sondern mittendrin. Dieser Traum gewann durch ausgewählte Musik, gekonnte Lichttechnik (Leonard Beck, Maximilian Tutsch und Johannes Wärtel) und packende Darstellung der gesamten Gruppe eine unglaubliche emotionale Intensität.  

Doch leider war das nur ein Traum! Die Realität verarbeitet Charlotte in ihren eigenen Songs und nur eine hört ihr zu: Ihre Oma. Und die ist regelrecht begeistert von ihrem neuen Song: Smile. Und da sie nicht auf dem Mond lebt, sondern im Jahre 2023 angekommen ist, stellt sie ihn auf YouTube.

Und so geht das Lied um die Welt. Die Musikproduzenten Mr. Cools sind voll begeistert. Arthur und Philipp Taach gingen in ihren Rollen nicht nur choreographisch, sondern auch spielerisch richtig auf.

Mit Hilfe der beiden Marketing-Managerinnen Frau Jansen und Frau Johnson, überzeugend gespielt von Gina Mohamed und Claire Sauer, überlegen die Mr. Cools Charlotte Marketing-gerecht aufzupeppen und ihr ein Upgrade zu verpassen. Koordiniert wird das Ganze noch von den Sekretärinnen Marylin und Jaqueline (überzeugend Emma Schaller und Annemarie Poh).

Charlottes Eltern sind völlig überrumpelt von deren für sie ganz neuem Talent. Mit einem Fotoshooting von der ach so glücklichen Familie, perfekt inszeniert von Fotografin Luise Mußemann alias Walli, nimmt der Ruhm seinen Lauf. Die Ereignisse überschlagen sich. Charlotte wird verändert: Von „öde, brav und langweilig“ zu „bezaubernd und cool“ – zu einer „flotten Lotte!“ Sie wird zum Teenie-Idol. Sie wird berühmt, ist gefragt und verdient mega viel Geld, zur Freude ihrer Eltern.

Der Höhepunkt ihrer Karriere: ein Auftritt mit Rapper MC Fitti, überzeugend gespielt von Philipp Taach. Nicht nur Charlotte wurde dabei aufgepeppt, sondern auch ihr Song. Doch sie ist alles andere als begeistert: Das ist nicht von mir, es ist alles vorgeschrieben und nicht natürlich! Oma ahnt davon nichts und ist begeistert: Du bist ein Star! Charlotte fragt sie: Meinst du, sie mögen mich jetzt?

Diskutiert wird ein optimaler Schluss gekonnt theatralisch:

Die erste Inszenierung: Alle lieben und verehren Charlotte jetzt! – FREEZE – Spielleiterin Frau Häusler schreitet ein. So ist der Schluss ja auch irgendwie doof.

Neuer Versuch einer Schlussszene: Charlotte geigt ihren MitschülerInnen mal so richtig die Meinung: Jetzt plötzlich mögt ihr mich?! Ihr könnt mich alle mal!? – FREEZE – Frau Häusler führt wieder eine Diskussion mit einzelnen Darstellern: So ist es ja auch irgendwie krass. Beide Parteien kommen zu einem Ergebnis: Der Kompromiss ist ein Zwischending. Und so wird es dann auch schauspielerisch umgesetzt: Charlotte sagt offen, wie sie das Verhalten in der Schule verletzt hat und ihre Klassenkameraden entschuldigen sich ehrlich bei ihr. Zum krönenden Abschluss singen nochmal alle den mitreißenden Song Smile und tanzen  – natürlich jetzt echt und original.

Die Gesamtleistung des Ensembles war überwältigend. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verkörperten ihre Rollen mit solch einer Leidenschaft, Spielfreude und Hingabe, dass es schwer war, nicht berührt zu werden. Die sich an dem Stück „Isa“ von Ilse Hilpert und Beate Höhn-Marten orientierte Neufassung des Stücks ist eine triumphale Leistung. Die Spielleiterin Frau Häusler bedankte sich nach der Aufführung nicht nur bei allen Helfern und Unterstützern, sondern auch bei ihrer Tochter Lotte, die die Vorlage dazu gab. Denn Lotte machte vor zehn Jahren bei dem Fernsehformat „Dein Song“ mit – mit der Entwicklung ihres selbstgeschriebenen Songs „Smile“ war sie damals genauso unzufrieden wie die Charlotte im Stück. Auch MC Fitti ist nicht frei erfunden.

Die Botschaft des Stücks war klar und kraftvoll: Mobbing kann überwunden werden, wahre Freundschaft und Familie ist unbezahlbar und Ruhm sollte niemals das eigene Glück gefährden. Bravo an die Spielleitung und das gesamte Ensemble für dieses unvergessliche Theatererlebnis!

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